THE FUNDRAISING INSTITUTE
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Definitionen

Fundraising zu definieren, ist in erster Linie Sache der Institution, die es betreibt. Im engsten Sinn umfasst es das Einwerben von Spenden. Darüber hinaus können z.B. Mitgliedsbeiträge, öffentliche Förderungen, Sponsoring... einbezogen werden. Was nicht dazu gehört, sind jedenfalls ordentliche Dotationen des Staates/einer Gebietskörperschaft und Leistungsentgelte.

Wir verstehen

"Fundraising"

als Spender-orientierten, professionell geführten, zyklischen Prozess des Ansuchens um und der Entgegennahme von meist finanziellen Förderungen. Es ermöglicht Leistungen, für die der Empfänger nicht kostendeckend bezahlen will oder kann.

Der im Zusammenhang mit Fundraising verwendete Begriff

"Philanthropie" (philanthropy)

steht im weiteren Sinn für Menschenliebe, Humanität, im engeren Sinn für Handlungen und Geschenke zum öffentlichen Wohl oder für Institutionen, welche Förderungen zu diesem Zweck aufnehmen oder verteilen.

In der in der US-Fundraising-Literatur wird Philanthropie gerne als Ausdruck des amerikanischen Geistes oder der amerikanischen Seele dargestellt. Die Herleitung von den aller ersten Anfängen der Kolonisierung Amerikas und darüber hinaus von den großen Mäzenen des klassischen Altertums hebt die "Philanthropie" auf ein bedeutsames Fundament.

Trends der letzten 25 Jahre waren hier:

  • Vervielfachung des Spendenaufkommens.
  • Detaillierung der Erhebung über die und der Kontaktpflege zu den Superreichen zur Erzielung von Megaspenden.
  • Immer mehr Organisationen betreiben professionelles Fundraising, führen Kapital-Kampagnen mit immer höheren Dollarzielen durch und erzeugen dadurch wachsenden Konkurrenzdruck aufeinander.
  • Entdeckung neuer Spendertypen (Generationswechsel, Minderheiten usw.).
  • Beginn des Fundraising im Internet.
  • Wettbewerb um Praktiker, welche oft sechsstellige Dollargehälter nebst zahlreichen Vergünstigungen empfangen und
  • Wachsende Medienpräsenz.

In Europa:

  • Zunehmende Professionalisierung des Fundraising.
  • Bildungsfundraising und Kulturfundraising setzen sich in England und Nordeuropa, allmählich auch in Kontinentaleuropa durch.
  • In Mitteleuropa beginnen die Kirchen, die selbst über eine reiche und ausgereifte Spenden-Tradition verfügen, moderne Fundraising-Methoden einzusetzen.
  • Erste größere und große Kapital-Kampagnen.
  • In den letzten Jahren gab es auch im deutschen Sprachraum Megaspenden von Privaten, vorwiegend für Wissenschaft, Hochschulbildung und Kultur. Sie erreichen 200 Mio. Euro und damit -- sprunghaft -- US-amerikanische Größenordnungen.
  • Fundraising-Innovationen, z.B. Straßenwerbung.
  • Der allgemeine Spendenmarkt für Soziales, Kinder, Umwelt, Entwicklungshilfe... wird enger.
  • Beginn des professionellen Fundraising in Mittel- und Osteuropa. Vermögensbildung erlaubt nun auch größere Spenden.

Global:

  • Spenderinnen und Spender reagieren auf große, internationale Krisen breit und wirksam, insbesondere in den reichen Ländern, aber nun auch in Ärmeren.
  • Bei medial stark präsenten Katastrophen treffen zum Teil wesentlich mehr Gelder ein, als sinnvoll einsetzbar sind.
  • Durch globale Medienpräsenz, elektronische Kommunikationsmittel und erhöhte Mobilität entsteht vermehrt "globales Fundraising".
  • In großen Ländern wie China und Indien wird mit dem materiellen Aufstieg breiter Schichten und der Entstehung großer Vermögen modernes Fundraising zum Thema.

Fundraising findet überwiegend im gemeinnützigen Bereich statt. Die Commission on Private Philanthropy and Public Needs trifft eine Negativdefinition des

Dritten Sektors (nonprofit oder third sector),

nämlich als nicht hoheitlich (im engeren Sinn) und nicht gewinnorientiert.

Konkreter gesprochen setzt sich die "Welt der Philanthropie" in den USA aus etwa 1.000.000 überwiegend privaten Gruppen und Institutionen zusammen, die dem öffentlichen Interesse dienen, und die - entscheidender Weise - berechtigt sind, steuerlich absetzbare Förderungen entgegenzunehmen.

In Österreich sind rund 100.000 Vereine aktiv. Spenden sind nur für einige hundert absetzbar.

Das Spendenaufkommen

lag in den USA 1970 bei 17 Mia. USD, wuchs 1988 erstmals auf über 100 Mia. USD an und erreichte 2001 212 Mia. USD. Dreiviertel davon stammen von lebenden Privatpersonen.

Im deutschsprachigen Raum wird das Spendenaufkommen nur ungefähr geschätzt. Es beträgt in Deutschland etwa 4 Mia. Euro im Jahr. Der Deutsche Fundraising Verband veröffentlicht die Spendenbilanz ausgewählter Organisationen. Nach dem herausragenden Spendenjahr 2005, in welchem die Tsunami-Katastrophe in Asien breiten Widerhall fand, ist das Aufkommen 2006 gefallen.

Beträchtlich zugenommen haben die Einnahmen aus Erbschaften -- z.B. auf fast 40 Mio. Euro für die Deutsche Krebshilfe und 33 Mio. Euro für den Hermann-Gmeiner-Fonds.

In Österreich hat sich das geschätzte Spendenaufkommen von 1996 bis 2000 auf 500 Mio. Euro verdoppelt. Gründe dafür waren das Ansteigen der Anzahl von Spenden-Organisationen, die höhere Häufigkeit der Spendenaufrufe und die genauere Erhebung. Die Spendenbeteiligung stieg von 47% der Bevölkerung 1996 auf 80% 2000 und hält sich weiterhin auf diesem Niveau.

2006 veröffentlichte das Österreichische Institut für Spendenwesen (ÖIS) seinen ersten umfassenden Spendenbericht. Die Schätzung des Gesamtaufkommens für 2006 liegt bei 400 Mio. Euro.

An erster Stelle stehen in Österreich Kinder. Am stärksten zugenommen hat die Unterstützung bei Katastrophen im Inland, die nun an zweiter Stelle stehen.

Die Schweizer, die in Europa nur von den Norwegern übertroffen werden, spendeten 2000 800 Mio. SFR und 2001 920 Mio. SFR -- ohne Erbschaften und Firmenspenden (bsm Newsletter August 2002). Laut GfS-Spendenmonitor waren es 2005 auf rund 1,34 Mia. SFR (845 Mio. Euro).